Die irakische Situation nach 1988
Der 1. Golfkrieg war durch den Waffenstillstand von 1988 beendet und der Irak sah sich einer neuen Konfrontation gegenüber: Einem Schuldenberg in Milliardenhöhe, teils Schulden, die bei anderen Staaten gemacht worden waren, um den Golfkrieg zu finanzieren, teils Gelder, die erforderlich waren, um den Irak wiederaufzubauen.
Durch Ölexporte konnten im Jahr etwa 13 Mrd. US-Dollar eingenommen werden, diese Summe reichte jedoch nicht einmal ansatzweise zur Deckung der Schulden. Zudem bestanden ausländische Kreditgeber auf der Rückzahlung bereits gewährter Kredite, bevor der Irak von ihnen neue Gelder erhalten konnte.
Im Februar 1990 kam es zu einem Zusammentreffen des Rates für Arabische Zusammenarbeit in Amman. Auf diesem Gipfel versuchte der Irak, einen Schuldenerlass zu erwirken sowie von den Golfstaaten einen neuen Kredit in Höhe von 30 Mrd. Dollar zu erhalten. Hussein fügte hierbei hinzu, dass er, falls im dieser Kredit verwehrt bliebe, bereits wisse, wie er an dieses Geld kommen würde.
Der Konflikt um das Erdöl
Nach dem Ende des Krieges mit dem Iran forderten beide Staaten die anderen OPEC-Länder auf, ihre Förderquoten zugunsten des Iran und Iraks zu senken. Vor allem Staaten wie z. B. Kuwait oder die Vereinigte Arabische Emirate (VAE) lagen bei ihren Förderquoten deutlich höher. Dies senkte den Weltmarktpreis für Erdöl, was letztlich wiederum geringere Einnahmen für den Irak bedeutete.
Am 10. Juli 1990 kam es zu einem Treffen der Golfstaaten, in dessen Verlauf sowohl Kuwait als auch die VAE zustimmten, ab sofort ihre Förderquoten nicht weiter zu überschreiten. Zu diesem Zeitpunkt schien Hussein eine Invasion des reichen Emirates im Süden des Iraks bereits geplant zu haben.
Desweiteren gab es in der damaligen Zeit Differenzen mit Israel, ein Staat, der dem Irak seit jeher ein Dorn im Auge war und von dem aus Hussein nun Angriffe auf sein Land fürchtete, egal, wie unbegründet diese Sorge war.
Ursachen des Krieges - Kuwait als 19. Provinz des Iraks
Saddam Hussein machte einerseits historische Ansprüche des Iraks auf Kuwait geltend, den Kuwait war erst 1961 ein unabhängiger Staat geworden. Zuvor hatte das Emirat dem Osmanischen Reich angehört und war somit Teil der irakischen Provinz Basra. Bereits 1963 hatte der Irak auf militärischem Wege die Annexion Kuwaits zu erreichen versucht, musste sich dann aber den eingreifenden britischen Truppen und anderer arabischer Staaten geschlagen geben.
Wichtiger Grund, warum Kuwait die 19. Provinz des Irak werden sollte, waren natürlich die dort vorhandenen Erdölreserven, die zugleich die Haupteinnahmequelle des Landes waren. Würde dieses Geld in die irakische Staatskasse fließen, so könnte der Irak seine Schulden bezahlen und den Wiederaufbau des durch den 1. Golfkrieg zerstörten Landes zugleich vorantreiben.
Während des Krieges mit dem Iran hatte sich Kuwait neutral verhalten und seinerseits dem Irak keinerlei Unterstützung geboten. Zudem hatte Hussein während des Krieges um die Pacht zweier kuwaitischer Inseln im Persischen Golf gebeten, die im Kampf gegen den iranischen Gegner strategische Vorteile bieten würden. Doch Kuwait lehnte diese Bitte genauso ab wie den vom Irak erwünschten Schuldenerlass in Höhe von etwa 10 Milliarden Dollar.
Sollte es dem Irak also gelingen, sich das kleine, schwache Emirat, von dem aus kaum mit Gegenwehr zu rechnen war, einzuverleiben, so würde der irakische Staat über ca. 25 Prozent aller Erdölvorkommen weltweit verfügen. Dies würde den Einfluss des Iraks auf die weltweite Gestaltung der Erdölpreise erheblich steigern - und konnte somit zu deutlich höheren Staatseinnahmen führen.
Zudem hatten die USA auch das Emirat Kuwait unter ihre Fittiche genommen. Hussein sah in einer Übernahme Kuwaits die Chance, den amerikanischen Einfluss in der Golfregion deutlich zu schwächen und seine eigene Vormachtstellung gegenüber den anderen arabischen Staaten entscheidend zu verbessern.